Null Gebühren – volle Marge? Wie Trade Republic wirklich Geld verdient

 

AktienDummy.de | 📅 14.08.2025 | 🔗 Allgemein

Was wie kostenloses Trading klingt, ist oft ein lukratives Geschäft im Hintergrund. Erfahre, wie Trade Republic mit Orderweiterleitungen Millionen verdient und was das für dich als Anleger bedeutet.

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Abkassieren ohne Gebühren? Trade Republics Margenmodell im Fokus

Auf den ersten Blick wirkt es wie ein Geschenk für Privatanleger: Aktien kaufen oder ETFs besparen – und das völlig ohne Ordergebühren. Genau dieses Versprechen hat Trade Republic groß gemacht. Der Neobroker gilt als einer der beliebtesten Anbieter für junge, digitale Anleger. Doch was auf den ersten Blick wie kostenloses Trading erscheint, ist in Wahrheit ein ausgeklügeltes Geschäftsmodell. Denn Trade Republic verdient durchaus Geld – und das nicht zu knapp.

Die Plattform nutzt ein Margenmodell, das auf der Weiterleitung von Orders basiert. Du zahlst vielleicht keine offensichtlichen Gebühren, aber bei jedem Kauf oder Verkauf fließt Geld im Hintergrund – und zwar nicht an dich, sondern an den Broker. Wie funktioniert das? Und warum wächst die Kritik an diesem Modell?

Was steckt hinter der Orderweiterleitung?

Wenn du eine Aktie bei Trade Republic kaufst, wird dein Auftrag nicht direkt an die Börse weitergeleitet, sondern an ausgewählte Handelspartner, die sogenannten Market Maker, wie beispielsweise Lang & Schwarz oder HSBC. Diese zahlen Trade Republic wiederum eine Vergütung für den Orderfluss, also für jede weitergeleitete Transaktion. Dieses System nennt sich „Payment for Order Flow“ (PFOF).

Für dich bedeutet das: Du bekommst deine Aktie wie gewünscht, handelst aber möglicherweise nicht zum günstigsten Preis auf dem Markt. Die Handelspartner haben Spielraum, den Spread – also die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskurs – zu gestalten. Und genau dort liegt der Hebel, mit dem Geld verdient wird.

Trade Republic selbst erhält also eine Art Provision, weil es Orders weiterleitet. Das geschieht automatisiert und für die Nutzenden meist unsichtbar. Und genau das ist der Knackpunkt: Während du denkst, du handelst kostenfrei, zahlen letztlich du und Millionen andere mit einem schlechteren Ausführungskurs. Die Order sieht günstig aus, ist es aber oft nicht.

Kritikpunkte sind Intransparenz und Interessenkonflikte

Das Geschäftsmodell stößt bei Experten, Verbraucherschützern und Marktbeobachtern zunehmend auf Kritik. Der zentrale Vorwurf lautet, dass es einen potenziellen Interessenkonflikt gibt. Denn Trade Republic hat ein wirtschaftliches Interesse daran, Orders dorthin zu leiten, wo die höchsten Rückvergütungen gezahlt werden – und nicht unbedingt dorthin, wo der Kunde den besten Preis erhält.

Natürlich betont der Broker, dass alle Ausführungen innerhalb der gesetzlichen Vorgaben erfolgen und der Kunde einen marktgerechten Kurs erhält. Doch Studien und Stichproben zeigen: Gerade bei gering liquiden Titeln oder schnell bewegten Märkten können die Kurse deutlich von den Börsenkursen abweichen.

Hinzu kommt, dass PFOF in den USA bereits stark reguliert ist und auch in der EU auf dem Prüfstand steht. Die EU-Kommission hat bereits Maßnahmen diskutiert, um diese Praxis einzuschränken oder ganz zu verbieten. Der Grund: Anleger sollen wieder nachvollziehen können, wie, wo und zu welchem Preis ihre Orders ausgeführt werden.

Milliardenumsätze mit vermeintlich kostenlosen Trades

Laut einem Bericht von „Börse Online“ verdient Trade Republic jährlich mehrere Hundert Millionen Euro mit Orderweiterleitungen – mit steigender Tendenz. Das Unternehmen selbst spricht dabei von einem „Service für den Kunden“ und verweist auf niedrige Einstiegshürden für die Geldanlage.

Doch je größer die Margen, desto lauter die Frage: Ist das noch fair? Oder nutzen Anbieter wie Trade Republic das Informationsungleichgewicht zu ihrem Vorteil aus? Viele Nutzer wissen schlicht nicht, wie der Broker sein Geld verdient, und sehen nur die gesparten Ordergebühren.

Gerade junge Anleger, die erstmals investieren, sollten sich bewusst machen, dass „kostenlos” nicht automatisch „günstig” bedeutet. Wenn der Spread beim Kauf oder Verkauf nur einige Cent schlechter ist, summiert sich das über viele Transaktionen. Der Neobroker verdient jedes Mal – auch wenn dies auf den ersten Blick nicht sichtbar ist.

Was du als Anleger wissen und beachten solltest

Transparenz ist in der Finanzwelt essenziell – besonders dann, wenn sie auf den ersten Blick fehlt. Trade Republic ist nicht der einzige Anbieter, der mit Orderweiterleitungen arbeitet. Auch andere Neobroker nutzen ähnliche Modelle. Doch als mündiger Anleger solltest du hinterfragen, wie deine Orders ausgeführt werden und ob du wirklich den besten Kurs erhältst.

Wenn du häufiger große Summen handelst oder in weniger liquide Titel investierst, kann es sich lohnen, zu einem Broker mit direktem Börsenzugang zu wechseln, auch wenn dort eine kleine Ordergebühr fällig wird. Denn in manchen Fällen bekommst du am Ende den besseren Deal.

Gleichzeitig bleibt festzuhalten: Für Einsteiger, die regelmäßig kleinere Beträge über Sparpläne auf ETFs investieren, ist das Modell nicht automatisch schlecht. Hier überwiegen oft die niedrigen Einstiegshürden. Dennoch solltest du wissen, wie der Broker sein Geld verdient – und welche Rolle deine Orders dabei spielen.

Fazit: Es gibt kein wirkliches Gratis-Produkt

Trade Republic hat das Investieren für Millionen Menschen einfacher und zugänglicher gemacht, das steht außer Frage. Doch der Preis dafür ist nicht null. Er wird nur an anderer Stelle bezahlt. Das Margenmodell basiert auf einem für den Nutzer unsichtbaren System, das jedoch umso profitabler für den Anbieter ist.

Wenn du langfristig und strategisch investieren möchtest, solltest du nicht nur auf die offensichtlichen Kosten achten, sondern auch auf die zugrunde liegende Struktur. Denn auch bei einem „kostenlosen“ Broker gilt: Am Ende zahlst du – entweder mit Geld, mit Transparenz oder mit Vertrauen.

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